Alles über die Spiele in der Relegation

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RelegationDer Sportart Fußball wird ganz gerne man ein Adelstitel verliehen. Denn nicht selten spricht man im Zusammenhang mit dem runden Leder vom „König Fußball“. Und das ist auch kein Wunder. Denn der Fußball ist weltweit allgegenwärtig. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht irgendwo auf der Erde ein Fußballspiel stattfindet. Auch dann, wenn eine Welt- oder Europameisterschaft ansteht, steht der Rest des Alltags beinahe still. In Deutschland ist der Fußball ebenfalls unangefochten die Nummer eins. Über allem thront natürlich die Bundesliga. Auch die zweite Liga wird oft als die beste zweite Liga der Welt bezeichnet. Ein besonderer Nervenkitzel ist seit einigen Jahren stets die Relegation. Für den Klassenhöheren ist es die letzte Chance, für den Klassentieferen eine einmalige Chance. Was es genau mit der Relegation auf sich hat, wird im folgenden Text erläutert.

Was sich hinter der Relegation verbirgt

Die Relegation zur 1. Fußballbundesliga ist eine sehr spannende Angelegenheit. Der Drittplatzierte der 2. Bundesliga hat in zwei Spielen die Chance, doch noch den Sprung ins Oberhaus zu schaffen. Für den etablierten Bundesligisten dagegen ist es die letzte Chance, dem drohenden Abstieg noch einmal zu entgehen. Die Relegation, so wie man sie heute kennt, ist aber nicht neu. Bereits von 1982 bis 1991 bot sich dem Zweitligisten in zwei Relegationsspielen die Gelegenheit, den Aufstieg zu realisieren. Ausgetragen wird die Relegation einem Hin- und Rückspiel. Auch hier gilt die beim Fußball übliche Auswärtstorregel. Wem also auswärts ein Treffer oder mehr gelingt, der hat gute Chancen, das Duell für sich zu entscheiden. Zur Saison 2008/2009 wurde die Relegation wieder eingeführt.

Insgesamt kommt die Relegation beim breiten Publikum gut an. Ohne diese würde auch der Drittplatzierte der zweiten Liga direkt auf- und der Drittletzte der ersten Liga absteigen. Die beiden Relegationsspiele sorgen daher für eine Menge Spannung, Dramatik und Nervenkitzel. Vor allem in den letzten Jahren durften sich auch die neutralen Zuschauer nicht über langweilige Relegationsspiele beklagen.

Wie die Relegation abläuft

34 Spieltage, 34 Chancen, das Abstiegsgespenst zu vertreiben. Vereinen wie dem FC Bayern München oder Schalke 04 sind solche Probleme schon seit vielen Jahren eher fremd. Doch es gibt so manchen Bundesligisten, der bereits am Anfang der Saison weiß, dass er vermutlich nur darum kämpfen wird, irgendwie die Klasse zu halten. In 34 Spielen versucht man also, den Plätzen 16, 17 und 18 so fern wie möglich zu bleiben. Und sollte der Weg dann doch in die gefährlichen Regionen der Tabelle gehen, dann hofft man, nach 34 Tagen zumindest auf Platz 16 zu landen. Denn dieser berechtigt zur Teilnahme an der Relegation.

Das gleiche Nervenspiel setzt sich auch in der zweiten Liga fort. Währen beim Erst- und Zweitplatzierten die Korken knallen, hoffen die Verfolger, zumindest auf den dritten Tabellenplatz zu springen, um sich mit einem Bundesligisten um den Aufstieg in die Beletage des deutschen Fußballs zu streiten. Zwei Partien, in denen Akteure und Fans noch einmal alles mobilisieren, um den Traum vom Aufstieg Wirklichkeit werden zu lassen. Zwei Spiele, in denen der Bundesligist dem Super-GAU – dem Abstieg – noch einmal von der Schippe springen kann.

Gespielt wird in einem Hin- und einem Rückspiel. Das Heimrecht genießt hierbei zunächst die Mannschaft, deren Liga ihren letzten Spieltag früher austrug, als die Liga des Gegners. Der Grund: Die Mannschaft, die eine kürzere Pause zwischen Saisonabschluss und Relegationsbeginn hatte, soll mit einem Rückspiel vor heimischem Publikum „belohnt“ werden. Denn im Allgemeinen haben es die Vereine gerne, entscheidende Spiele im eigenen Stadion auszutragen. Dies ist auch bei internationalen Wettbewerben so. Beim Europapokal ist es oft von Vorteil, das Rückspiel vor heimischer Kulisse austragen zu können. Nicht selten wurden so Rückstände gedreht, Fußballgeschichte geschrieben. In den Spielen gilt übrigens auch die Europapokalregel bezüglich der Auswärtsstore. Weisen beide Teams nach zwei Sielen die gleiche Anzahl an erzielten Treffern auf, gewinnt die Mannschaft, die auswärts öfter den Ball ins Netz des Gegners bugsierte. Ein drittes und entscheidendes Wiederholungsspiel gibt es nicht (mehr). Sollte es nach 90 Minuten noch keine Entscheidung geben, folgt eine Verlängerung. Bleibt auch diese ergebnislos, werden Auf- und Absteiger im Elfmeterschießen ermittelt.

Die Relegation – klare Sache oder Dramatik pur?

Für Laien oder für Leute, die sich nicht so intensiv mit dem Fußball befassen, scheint die Relegation eine klare Angelegenheit zu sein. „Der Erstligist setzt sich durch, ist doch logisch“, sagen viele. Doch ganz so einfach ist es nicht. Die Statistik mag ihnen Recht geben – in bisher sieben „modernen“ Relegationsrunden setzte sich fünfmal der Bundesligist durch. Allerdings gibt es hier Fälle, in den dies nur mit sehr viel Glück und Geschick gelang. Kleine Kostprobe gefällig?

In der Saison 2014/2015 schien der Hamburger SV, seines Zeichens der Bundesliga-Dino, der noch nie abstieg, dem Gang in die zweite Liga geweiht zu sein. Der HSV spielte eine desaströse Saison und profitierte am letzten Spieltag lediglich von anderen Ergebnissen und der Schwäche von Schalke 04, welches beim HSV mit 0:2 unterlag. Somit gelang dem HSV der Sprung auf Relegationsplatz 16. In der Relegation wartete nun der starke Zweiligist aus Karlsruhe. Im Hinspiel in Hamburg trotzte der KSC dem Bundesligisten ein 1:1-Unetschieden ab, welches für den klassenhöheren Gegner allerdings sehr schmeichelhaft zustande kam. Im Rückspiel hatte der KSC kurz vor Schluss den Sekt schon kaltgestellt, als der HSV einen zweifelhaften Freistoß kurz vor dem Abpfiff zum 1:1 verwandelte. In der anschließenden Verlängerung gelang schließlich der erlösende Treffer zum 1:2 – der HSV war gerettet!

Bereits im Jahr davor war der HSV einer der Protagonisten in der Relegation. Der Widersacher damals: die Spvgg. Greuther Fürth. Das Hinspiel im heutigen Volksparkstadion zu Hamburg endete 0:0. Im Rückspiel kam es zu einem glücklichen 1:1. Hamburgs Pierre-Michel Lasogga wurde damals zum Helden des Bundesliga-Dinos. Statistisch gesehen gelang dem HSV also ein bemerkenswertes Kunststück: Ohne auch nur eines der vier Relegationsspiele nach 90 Minuten gegen einen Zweitligisten gewonnen zu haben, hielten die Hamburger zweimal die Klasse.

Der Skandal von Düsseldorf

fussballDie Relegation zwischen Zweitligist Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC Berlin im Jahr 2012 blieb auch lange nach deren Beendigung in den Schlagzeilen. Im Hinspiel siegten die Düsseldorfer mit 2:1 im Berliner Olympiastadion. Beim Stand von 2:2 im Rückspiel am 15. Mai 2012 kam es dann allerdings zu Szenen, die die Fußballwelt auch noch Wochen später in Atem halten sollte. In der Euphorie des fast perfekten Aufstiegs stürmten Düsseldorfer Fans vor Freude das grüne Geläuf, um gemeinsam mit ihrem Team die so lang ersehnte Rückkehr in die erste Liga zu feiern. Doch die Sache hatte einen gewaltigen Haken: Schiedsrichter Wolfgang Stark hatte die Partie noch gar nicht abgepfiffen!

Was war passiert? Das Spiel musste bereits vor dem medienträchtigen Vorfall mehrfach unterbrochen werden. Denn auch die Hertha-Fans bekleckerten sich nicht gerade mit Ruhm und fielen durch das Abbrennen von verbotener Pyrotechnik auf. Beim Stand von 2:2 wurden vom vierten Offiziellen an der Seitenlinie schließlich sieben Minuten Nachspielzeit angekündigt. Trotz der Bemühungen der Sicherheitskräfte gelang es diesen nicht, die freudetrunkenen Fortuna-Anhänger am Betreten des Innenraums zu hindern. Ein Pfiff von Schiedsrichter Stark wurde dann irrtümlich für den Schlusspfiff gehalten, woraufhin mehrere Hundert Düsseldorfer Anhänger voller Freude den Platz stürmten. Einige von ihnen schnitten sogar Stücke aus dem Rasen als potenzielles Souvenir aus. Das Bild eines Fans, der sich auf diese Weise den Elfmeterpunkt sicherte, sorgte für viel Aufsehen. Nach mehreren Unterbrechungen – und nachdem Stark von einigen Hertha-Spielern sogar tätlich angegangen wurde – konnte die Partie fortgesetzt werden. Es fiel kein weiterer Treffer mehr, die Fortuna war aufgestiegen. Vorerst. Denn die Hertha legte Protest gegen die Spielwertung ein, welcher jedoch abgeschmettert wurde und den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit besiegelte.

Gladbachs Renaissance und Siege der Erstligisten

Im Jahr 2011 standen sich Erstligist Borussia Mönchengladbach und der VfL Bochum in der Relegation gegenüber. Nach zwei hart umkämpften Spielen hielt die von vielen Fachleuten schon abgeschriebene Borussia die Klasse. Und von dort an sollte ein Aufstieg beginnen, der untrennbar mit dem Namen Lucien Favre verbunden ist. Zunächst rettete der Schweizer die Fohlen vor dem Abstieg, danach führte der Weg immer weiter nach oben. Inzwischen spielt Mönchengladbach in der Champions League – allerdings ohne Favre, der bereits kurz nach Beginn der Saison 2015/2016 und einer Niederlagenserie das Handtuch warf.

Neben der Fortuna aus Düsseldorf war es seit Neueinführung der Relegation aber nur einem Zweiligisten gelungen, den Aufstieg über diesen Umweg zu schaffen. Bereits bei der Premiere 2009 kegelte der 1. FC Nürnberg Energie Cottbus recht deutlich aus Liga eins. In der Folge versuchten sich der FC Augsburg (2010), der VfL Bochum (2011), der 1. FC Kaiserslautern (2013), Greuther Fürth (2014) und der Karlsruher SC (2015) erfolglos. Besonders deutlich war der Erfolg der Hoffenheimer gegen Kaiserslautern. Hoffneheim entschied bereits das Hinspiel vor eigenem Publikum mit 3:1 für sich. Pikant: Ausgerechnet die Düsseldorfer waren es, denen die Hoffenheimer am letzten Spieltag noch den Relegationsplatz entrissen. Eben jene Düsseldorfer, die ein knappes Jahr zuvor mit ihrer Relegation gegen die Hertha nicht nur für positive Schlagzeilen gesorgt hatte.

Wer ist im Vorteil?

Diese Frage wird vor der Relegation oft diskutiert. Normalerweise hat der Erstligist den Vorteil, da er in der Regel über eine größere Qualität verfügt. Doch man darf nicht vergessen, dass der Druck für einen Erstligisten auch sehr viel höher ist. Denn hierbei geht es mitunter um die Existenz. Ein Gang in die Zweitklassigkeit kann weitreichende, negative Folgen für einen Bundesligisten haben. Spieler müssen verkauft, der Etat heruntergeschraubt werden. Und wer sich ein wenig im Fußball auskennt, der weiß, dass der direkte Wiederaufstieg wahrlich kein Selbstläufer ist. Es passiert nicht selten, dass ein Absteiger auch in der zweiten Liga nicht richtig Fuß fasst und den Aufstieg nicht mehr schafft. Das Beispiel Energie Cottbus zeigt etwa, dass der Weg mitunter sogar noch weiter nach unten führen kann.

Ein Zweitligist kann derweil bei der Relegation alles gewinnen- er ist der Underdog, der Außenseiter. Natürlich wollen Fans, Spieler und Verein gleichermaßen den Aufstieg, jedoch ist der Druck hier wesentlich geringer. Sollte der Aufstieg klappen, ist die Sensation gelungen. Wird er verpasst, verlief nach Meinung der breiten Öffentlichkeit „alles normal“. Allerdings ändert dies nichts daran, dass die Enttäuschung auch beim Underdog spürbar und greifbar ist, wenn der Aufstieg verpasst wurde. Besonders in den letzten beiden Jahren, als der HSV noch so gerade eben den Kopf aus der Schlinge zog, konnte man dies feststellen.

Fazit: Die Relegation ist eine Bereicherung

Manche Fans fragen sich, warum man die Relegation erst wieder vor einigen Jahren zum Leben erweckte. Denn sie bietet eine Menge Spannung, Nervenkitzel und auch das oft gern gesehene Drama. Die neutralen Fans können sich an diesen beiden Spieltagen ganz entspannt zurücklehnen und einfach zwei Spiele genießen, die in nahezu jeder Sekunde von der Spannung und der Dramatik leben. Die Spiele selbst müssen noch nicht einmal hochklassig sein – und das sind sie in den meisten Fällen ohnehin nicht – damit die Spannung oben bleibt. Ein Fehler, ein Geniestreich oder aber auch – wie in der letzten Relegation – ein zweifelhafter Pfiff des Schiedsrichters reichen aus, um Stimmung und Ausgang zum Kippen zu bringen.

Für die Vereine bedeutet ein zusätzliches Heimspiel in der Relegation auch noch einmal zusätzliche Einnahmen. Im Falle des Erstligisten kann man aber mit Sicherheit davon ausgehen, dass diese auf das zusätzliche Geld gerne zugunsten des sicheren Klassenerhalts verzichten würden. Unterm Strich bleibt über die Relegation zu sagen, dass sie aus dem modernen Fußball kaum mehr wegzudenken ist. Sie ist mittlerweile ein fester Bestandteil, auf den sich Fans und zumindest auch die Spieler der Zweitligisten freuen. Denn für sie ist es die große Chance, dem arrivierten Favoriten ein Bein zu stellen und künftig vor vollen Arenen in der 1. Fußballbundesliga zu spielen. Die Erstligisten hingegen fürchten den Gang in die Zweitklassigkeit und in die „Provinz“. Was gibt es als Schöneres für einen neutralen Fan?

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